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Google gönnt sich Kit Kat

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Google und Nestlé gehen eine interessante Ehe ein, die einmal mehr den Trend zu Kooperationen belegt. Was aber ein Smartphonebetriebssystem und ein Schokoladenriegel gemeinsam haben sollen, das erschließt sich mir nicht. Fakt ist: Der US-Suchmaschinenkonzern benennt das nächste Android nach der Süßigkeit des Schweizer Lebensmittelriesen. Die Marke “Kit Kat” steht nun künftig also auch für die neue Version einer Technologie, die hoffentlich nicht dem Slogan folgt: “Have a break.”

L100288-clean“Break” übersetzt mir nämlich mein Lexikon nicht nur mit “Knickstelle”, was bei Kit Kat als Riegel aus vier Riegeln noch passt und im Werbespruch sicher eher als “Pause” gemeint ist. Doch “break” steht eben auch für “Bruch, Abriss, Arbeitsruhe, Lücke” und dergleichen für ein Betriebssystem unschöne Dinge mehr. Dem Bruch einer Tradition gleicht auch Googles Entscheidung für die Namensgebung, weil die Android-Fassungen bislang mit allgemeinen Begriffen für Zuckerhaltiges bezeichnet wurden. So hießen Vorgänger-Versionen etwa “Cupcake“, „Donut“, „Eclair“ oder „Jelly Bean“. Das sind mir schon lustige Schlingel in Mountain View (siehe Foto oben von links: die ausgeflippten Google-Chefs Dr. Eric Schmidt, Larry Page und Sergey Brin in einem selbstfahrenden Auto, was die Kommunikationsabteilung der Firma vermutlich zur Verfügung stellt, um die Lockerheit des Top-Managements ins rechte Bild zu setzen). Crazy.

Project-Klip-Homepage-highlight_70dpiProject-Klip-Story_70dpiWie bei Hundewürfen war der Technologiekonzern bei seinem Nachwuchs auch alphabetisch vorgegangen. Jetzt, wo der Buchstabe K an der Reihe war, habe man erst an „Key Lime Pie“ gedacht, erklärt der zuständige Google-Manager John Lagerling, aber nicht allen sei  Limettenkuchen ein Begriff. Bemerkenswert wie dann diese innovative Kreation und bahnbrechende Vereinbarung zustande kam: Einer seiner Mitarbeiter habe „Kit Kat“ vorgeschlagen und Google sich mit dieser Idee in der Schweiz  gemeldet. Nestlé habe sich für eine Firma der Größe ziemlich beeilt und sich “binnen einer Stunde dafür entschieden”, wie Nestlé-Marketingchef Patrice Bula dem britischen Sender BBC laut “Wirtschaftswoche” offenbarte. Ein riesiger Android-Roboter aus nachempfundenen „Kit Kat“-Riegeln steht nun neben den Symbolfiguren der Vorgängernamensgeber vor der Google-Zentrale in Kalifornien, die wie Legoland für Arme anmutet. Nestlé bringt satte 50 Millionen Riegel mit der Figur auf der Verpackung in den Handel. Welch’ eine Marketingpartnerschaft! Auf dass sie sich lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten.

In der Nestlé-Pressemitteilung kommentiert Marc Vanlerberghe, Direktor von Android Marketing, die Kooperation spürbar wohlwollend so: „Wir konnten uns keinen besseren Namen für unser neues Android-K-Release vorstellen, als den des leckeren Schokoriegels, der schon einer der Lieblingssnacks des Teams war, als Android noch in den Kinderschuhen steckte.“ Ob die armen Googles nun am Arbeitsplatz und in der Kantine gezwungen werden, dauernd auf Schoko und Waffel herumzukauen? Nestlé-Marketingdirektor wird ähnlich überschwänglich zitiert: „Wir freuen uns sehr, die Partnerschaft mit Android, der beliebtesten mobilen Plattform der Welt, verkünden zu dürfen, dank der nun noch mehr Kit Kat-Fans ihre Pause genießen können.” Puh, wie kann man nur so ein Werbesprech veröffentlichen. Und die Kommunikationsabteilung schiebt schnell bescheiden hinterher: „Kit Kat ist eine der Top-Ten-Konsumgütermarken mit der schnellsten Social Media-Ausbreitung weltweit im Hinblick auf Fanzahlen und Engagement.” Schnarch. Was? Ja, ja! Allerdings zwingt mich diese unerträglich aufdringliche Art der Ausbreitung, abstoßende Bilder wie die nachfolgenden ins Gedächtnis zu rufen:

Genau, da war doch was vor gerade mal drei Jahren. Ich erinnere mich zu der Zeit für ein Interview mit dem Taxi in Frankfurt an der Zentrale von Nestlé Deutschland vorgefahren zu sein, als vom Dach des Hochhauses emsige Greenpeace-Aktivisten ein großes Transparent herabließen mit derben Anklagen, der Konzern trage mit der Palmölproduktion für den Schokoriegel zur Zerstörung des indonesischen Regenwaldes und damit zum Aussterben von Orang-Utans bei. Das Internet vergisst halt nie, auch wenn man mit hippen Hightech-Produkten punkten möchte und mit vehementem Engagement in sozialen Netzwerken die Fangemeinde pimpt. Vorsicht Google also auch hier. Auf dass die Vergangenheit von Nestlés Kit Kat nicht auch Android einholt bzw. darauf abfärbt. Für Bewegung unter Konkurrenten sorgt die Aktion schon jetzt: Nestlé nimmt Apple auf den Arm, Nokia veralbert Google mit einem Bild einer auseinander brechenden Samsung-Handys.

Und wie heißen wohl die kommenden Versionen des Betriebssystems? Welche Süßigkeitenproduktmarke mit dem Buchstaben L könnte passen? “Käfer’s Möpse sauer” von Haribo sind leider international ungeeignet. Das Sommer-Ei “Kinder Joy” ist saisonal eingeschränkt. Und “Katjes Tappsy” klingt doch zu holperig für Technik. Freue mich schon, wenn wir endlich beim Buchstaben T ankommen, und Google mit Mars auf kollaborative Marketingkommunikation setzt: Android heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix.

Der Beitrag Google gönnt sich Kit Kat erschien zuerst auf Garbers Gazette.


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